Sternbild: Camelopardalis |
03h30m00s |
+59°00'00" |
Größe: 24° x 12° |
Entfernung: 3.000 Lichtjahre |
An der Grenze zwischen Cassiopeia und Camelopardalis verliert die Milchstraße an Helligkeit. Sie verschwindet fast vollständig bei 143° galaktischer Länge in der Gegend des Sternhaufens King 6. Erst an der Grenze zu Auriga, bei 170° galaktischer Länge, scheint die Milchstraße wieder auf.
Dies liegt daran, dass ausgedehnte Molekülwolken in diesem Bereich das Licht der dahinterliegenden Sterne abschirmen. Die Molekülwolken sind in zwei Schichten innerhalb des Orion-Arms (auch lokaler Arm genannt) der Galaxis konzentriert. Eine mit dem Lindblad-Ring zusammenhängende Schicht liegt in ca. 800 Lichtjahren Entfernung und eine zweite, wesentlich dichtere Schicht in ca. 3.000 Lichtjahren Entfernung. Jene zweite Schicht am äußeren Rand des lokalen Arms ist Ursprung und Heimat der Sternassoziation Cam OB1.
Cam OB1 deckt ein Himmelsareal von 24° in galaktischer Länge und 12° in galaktischer Breite ab, mit einem Zentrum etwa 2° nördlich des galaktischen Äquators und südöstlich des (physikalisch nicht verbundenen) Sternhaufens Stock 23.
Über diese für eine Sternassozation ungewöhnlich große Fläche liegen mehr als 40 Sterne der Spektralklassen O und B sowie ein halbes Dutzend Überriesen verstreut. Hinzu kommen etwa 15 im Offenen Haufen NGC 1502 konzentrierte OB-Sterne. Diese Sterne sind Zeugnisse von Sternentstehung während der letzten 10 Millionen Jahre.
Einige Dutzend Young Stellar Objects (YSO) in den dichten Molekülwolken von Cam OB1 zeigen zudem an, dass die Sternentstehungsprozesse hier anhalten.
Das Gebiet von Cam OB1 liegt größtenteils innerhalb der Grenzen des Sternbildes Camelopardalis, greift aber an seinen Rändern in Cassiopeia und Perseus über. Dort kommt es zur perspektivischen Überlappung mit den Assoziationen Cas OB6 (mit dem Herznebel IC 1805 und dem Seelennebel IC 1848) und Per OB1 (mit dem Doppelhaufen h und chi Per). Cas OB6 sowie Per OB1 liegen im Perseus-Arm der Galaxis in zweieinhalbfacher Entfernung zu Cam OB1.
Die Staub- und Objektdichte in dieser Blickrichtung im Raum zwischen dem lokalen Arm (mit Cam OB1) und dem Perseus-Arm (mit Cas OB6 und Per OB1) ist sehr gering, das heißt, die Arme sind hier sehr deutlich im Raum getrennt.
Neuere Forschungen schlagen eine Untergliederung von Cam OB1 in die drei Unterbereiche A, B und C vor. In diesen Bereichen konzentrieren sich die Deep-Sky-Objekte sowie die OB-Sterne der Assoziation:
A) Der Emissionsnebel Sh 2-202 sowie die Reflexionsnebel vdB 14 und vdB 15 liegen nahe des Zentrums von Cam OB1. Dies ist der Ort aktivster Sternentstehung innerhalb der Assoziation. Sh 2-202 ist zwar nur fotografisch zugänglich, seine Lage wird jedoch schon im Fernglas durch den Offenen Sternhaufen Stock 23 angezeigt. Stock 23 (Pazmino’s Cluster) liegt in unserer Perspektive exakt in der Mitte des Emissionsnebels - allerdings weit im Vordergrund ohne physikalischen Zusammenhang zum Nebel.
Auch vdB 14 und vdB 15 sind nur fotografisch zugänglich, jedoch sind die sie beleuchtenden Sterne mit bloßem Auge sichtbar. vdB 14 wird vom 4m2 hellen Stern CS Cam beleuchtet, der ein klein wenig nordwestlich des Nebels steht. vdB 15 wird seinerseits vom 4m5 hellen CE Cam beleuchtet, der mitten im Nebel liegt. Die zwei Sterne bilden ein nordsüdgerichtetes Paar mit 1° Abstand zueinander (CS: 3h29m04s, +59°56'25"/ CE: 3h30m55s, +58°54'44").
B) Der Emissionsnebel Sh 2-205 im südwestlichen Unterbereich von Cam OB1 ist die zweite Nebelkonzentration innerhalb der Assoziation. Obwohl Sh 2-205 nicht visuell zugänglich ist, wird seine Lage durch den 1° südwestlich gelegenen Haufen NGC 1444 markiert. Der B-Stern der Magnitude 6m7 im Zentrum von NGC 1444 wird als Doppelstern Struve 446 katalogisiert und ist ein Mitglied von Cam OB1. Ein zweiter B-Stern der Magnitude 6m9 liegt 20' südöstlich von NGC 1444 und ist ebenfalls Mitglied der Assoziation. Diese zwei Sterne sind visuell nicht weiter aufregend, zeigen aber immerhin schon im Opernglas die Lage des Unterbereichs B von Cam OB1.
Es ist unsicher, ob NGC 1444 ein echter physikalischer Haufen ist, und er ist auch visuell kaum als Haufen auszumachen.
C) Der Sternhaufen NGC 1502, der einzige gesicherte Sternhaufen der Assoziation, ist ein Paradeobjekt für kleine Teleskope. Die Sternentstehung in diesem Unterbereich ist abgeschlossen. Um den Haufen herum haben sich die ursprünglichen Staub- und Gaswolken durch den Strahlungsdruck der 15 OB-Sterne längst verflüchtigt, der Haufen steht daher frei.
Manche andere Assoziationen fallen schon mit bloßem Auge durch ihre Fülle heller Sterne auf und haben seit jeher die Mythologie des Himmels beflügelt. So enthält etwa Ori OB1 fast alle helle Sterne im Orion, und Sco OB2 sämtliche Sterne in den Klauen des Skorpions. Mon OB1 ist auch mit bloßem Auge wahrnehmbar - und zwar durch das Abreißen der Milchstraße! Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Sehen Sie?
NGC 1502 |
OS |
04h07m50s |
+37°29'24" |
sichtbar ab: FG |
Größe: 8' x 8' |
hellster Stern: 5m7 |
Golden Harp Cluster - der OS am nördlichen Rand der Milchstraße ist das Paradeobjekt der Cam-OB1-Assoziation - der Doppelstern STF485 AE dominiert den Haufen - beide Komponenten sind 6m9 hell, die nordwestliche Komponente ist der Veränderliche SZ Cam
Bild rechts: CCD Guide - Markus Blauensteiner
Zeichnung rechts: Mathias Sawo mit 10" und 60-facher Vergrößerung
FG 10x50 - der Haufen ist sichtbar, aber sehr unauffällig - das sonst markante, helle Sternpaar im Haufen ist als ein Stern erkennbar - indirekt zeigt sich um die beiden Sterne eine Andeutung von leichtem Griesel
FG 15x56 - indirekt ist ein deutliches Glimmen nördlich des ebenfalls zu Haufen gehörenden Doppelsterns STF 485 (AE) erkennbar - direkt nur ganz knapp wahrnehmbar, und einige schwache Sterne glimmen hervor
FG 18x70 - der Haufen wird stark dominiert von den zwei helleren Sternen, die knapp getrennt erkennbar sind - ringsherum um die beiden sind einige sehr viel schwächere Sterne erkennbar - nordnordwestlich stehen noch ein paar mittelhelle Sterne
3"-Refraktor - bei 15-fach zentraler, optischer Doppelstern STF485 AE, sehr dominant mit nahezu gleich hellen Komponenten - um den Doppelstern herum zeigen sich einige locker verteilte, deutlich schwächere Sterne - insgesamt ist der Sternhaufen recht auffällig - er bildet sozusagen das Becken, in das sich Kembles Kaskade ergießt
4"-Refraktor - bei 20-fach ist der Haufen zart mit einem feinen Schimmer erkennbar - neben den beiden auffälligen Sternen sind schon ein paar Lichtpünktchen im SW und im NO angedeutet - bei 70-fach sind insgesamt gut 20 Sterne direkt und indirekt sichtbar
8"-Spiegel - bei 40-fach recht auffälliger Sternhaufen mit deutlich höherer Sterndichte im Vergleich zur Umgebung - im Zentrum sehr auffällig und getrennter Doppelstern STF485 AE
12"-Spiegel - bei 40-fach stehen zwei hellere Sterne im Zentrum - der Haufen hat zwei Sternketten, die aussehen wie zwei Hörner (Dobsonsicht) - er hat mit etwas Fantasie das Aussehen einer lachenden Teufelsmaske - lohnenswert
Hintergrundbild Copyright © Michael Vlasov