CMa OB1 (+ CMa R1)

Ein tierisches Vergnügen mit Seevögeln zwischen Einhörnern und Wolfsnachfahren

Sternbild: Canis Major

07h10m00s

-11°00'00"

Größe: 4° x 4°

Entfernung: 3.300 Lichtjahre

Die Assoziation CMa OB1 liegt im lokalen Orion-Arm der Galaxis. Wir schauen hier bei 225° galaktischer Länge in die Ausläufer des Orion-Arms, bevor er 20° weiter entlang des galaktischen Äquators in den Perseus-Arm stößt.

Die 3 Millionen Jahre alte Assoziation deckt eine Fläche von etwa 4° Durchmesser am Himmel ab. Beim Abstand von 3.300 Lichtjahren zu uns entspricht dies einem Durchmesser im Raum von 75 Lichtjahren.

CMa OB1 Assoziation
Bild: Capella Observatory - Dr. Stefan Binnewies & Josef Pöpsel

Visuell offenbart sich CMa OB1 an ihrer nordwestlichen Kante, wo eine große, expandierende Hβ-Wolke auf das interstellare Medium stößt: Dies ist der Möwennebel IC 2177, der Ort aktueller Sternentstehung in der Assoziation. Südöstlich des Möwennebels wird das Hintergrundglühen der Milchstraße vom Staub der Assoziation verdeckt – die dort sichtbaren Einzelsterne sind entweder Mitglieder der Assoziation oder sie liegen im Vordergrund, während nordwestlich des Nebels das Hintergrundglühen unaufgelöster Sterne wieder zunimmt. CMa OB1 liegt zwar flächenmäßig vorwiegend im Sternbild Canis Major, greift aber an seinem nördlichen Rand in das Sternbild Monoceros über. Der Möwennebel liegt dadurch größtenteils im Gebiet Monoceros, mit der Folge, dass er jenem Sternbild zugeordnet wird.

Innerhalb derselben Fläche wie CMa OB1 liegt auch die Assoziation CMa R1 (R = Reflexion). Die beiden Assoziationen werden als der Komplex CMa OB1/R1 bezeichnet. CMa R1 enthält gut ein Dutzend Sterne, welche in Reflexionsnebeln eingebettet sind und diese zum Leuchten bringen, darunter am markantesten NGC 2327, vdB 92 und vdB 95. Die drei genannten Reflexionsnebel liegen im südlichen Teil des Möwennebels und somit im Gebiet des Sternbilds Canis Major. CMa OB1/R1 enthält auch zahlreiche veränderliche Sterne, darunter der intensiv erforschte Z CMa am südöstlichen Rand des Möwennebels sowie W CMa im inneren Bereich der Assoziation.

Keine Sternhaufen können eindeutig CMa OB1/R1 zugeordnet werden. Der OS NGC 2353 galt lange als wesentliches Mitglied, aber neuere Forschungen ziehen dies in Zweifel. Die OS NGC 2335 und 2343 verschmelzen zwar visuell wie auch fotografisch mit dem Möwennebel, sie sind jedoch 30-mal älter als CMa OB1/R1 und somit keine Mitglieder der Assoziation - sie schweben aktuell nur in derselben Sichtlinie vorbei, nachdem sie vor etwa 100 Millionen Jahren ganz woanders in der Galaxis gebildet wurden.

 

Beobachtung der visuell interessanten Objekte:

IC 2177

GN

07h04m25s

-10°27'18"

sichtbar ab: 8"

Größe: 120' x 60'

Helligkeit --

der Möwennebel IC 2177 bildet den nordwestlichen Rand der Sternassoziation CMa OB1 - Gum 1 (auch Sh 2-292) ist der westlich abgesetzte Kopf der Möwe - Gum 2 (auch Sh 2-296) ist der Körper mit den langen Schwingen - Gum 3 (auch Sh 2-297 oder Cederblad 90) ist eine Verdichtung am Ende der südlichen Schwinge - Gum 1 enthält neben HII-Emissionen auch Reflexionsanteile, ebenso enthält die südliche Schwinge von Gum 2 zahlreiche kompakte Reflexionsnebel

für Gum 1 sind filterlose Beobachtung wie auch Hß oder UHC empfehlenswert - im Vergleich zum eigentlichen Möwennebel Gum 2 ist Gum 1 sehr hell und deutlich strukturiert - auffällig ist ein stark ausgeprägter Dunkelschlauch, der von Nordosten in die Nebelmasse hineinragt

FG 8x56 - Vorstadthimmel - Hβ auf beiden Okularen - der Möwennebel stellt sich sehr amorph dar, ich kann seine Grenzen kaum genau definieren - keineswegs der Eindruck eines großen Vogels mit ausgebreiteten Schwingen, eher eine gefleckte Kartoffel von etwas über 2° Ausdehnung Nord-Süd und etwa 1,5° Ost-West - der Nebel erstreckt sich südlich deutlich über W CMa hinaus - innerhalb dieser nebligen Fläche sehe ich zwei Kondensationen, jeweils von 15' Größe -  eine dieser Kondensationen steht 15' nordwestlich des hellsten Sterns im Feld, FN CMa (5m4), die andere etwa 30' nördlich jenes Sterns – mit [OIII] wird die Größe des Nebels reduziert, besonders nach Süden, er ist aber in jener Filterung deutlich besser von seiner Umgebung abgesetzt

3"-Refraktor - bei 20-fach und mit H-Beta-Filter wirkt die Gegend stark strukturiert, aber noch nicht richtig greifbar, das passiert erst, wenn ich ost-westwärts über die Stelle drüber schenke, dann wechseln sich die hellen Strukturen ab mit deutlich schwächer, dunkler werdenden Bereichen - der Übergang ist fließend - bei 30-fach lassen die Strukturen stark nach, die südöstliche Kante vom Möwennebel hingegen wird greifbarer und zeigt sich einigermaßen abgegrenzt - auf Gum 1 habe ich nicht geachtet


Cederblad 90

GN

07h05m13s

-12°19'00"

sichtbar ab: 4"

Größe: 5' x 4'

Helligkeit --

Cederblad 90 (auch Sh 2-297, Gum 3 oder vdB 94) ist der südlichste Ausläufer und flächenhellster Teil des Möwennebels IC 2177 - Cederblad 90 enthält sowohl Emissions- als auch Reflexionsanteile - der hellste, visuell gut beobachtbare Teil hat eine Größe von 5' x 4' 

 


NGC 2327

GN

07h04m08s

-11°19'00"

sichtbar ab: 8"

Größe: 1' x 1'

Helligkeit --

dieser kleine, kompakte Reflexionsnebel wurde 1785 von Wilhelm Herschel mit seinem 18,6"-Teleskop entdeckt - er ist Teil der Assoziation Cma R1 und befindet sich am westlichen Rand der Südschwinge des Möwennebels IC 2177 - im englischsprachigen Raum wird der Kopf der Möwe Sh 2-292 fälschlicherweise oft für NGC 2327 gehalten

10"-Spiegel - bei 160-fach ist um einen hellen Stern ein deutlicher Nebel zu sehen - südöstlich des hellen Sterns ist ein weiterer, schwacher Stern im Nebel zu erkennen - der Nebel erscheint um den "Doppelstern" herum am hellsten - in nördlicher Richtung verläuft eine diffuse, schwache Blase - NGC 2327 ist knapp direkt zu erkennen, die volle Ausdehnung wird indirekt erkennbar - die südliche Seite wirkt besser begrenzt - der Reflexionsnebel sitzt am Ende einer Kette aus vier gleich hellen Sternen, was das Szenario deutlich aufwertet


vdB 92

GN

07h03m55s

-11°34'30"

sichtbar ab: 8"

Größe: 3' x 3'

Helligkeit --

der Reflexionsnebel liegt um eine kleine Sternansammlung, die unter dem gut zu merkenden Namen C 0701-114 (OCl 566,1) katalogisiert wurde - diese kleine Gruppe besteht aus Sternen des Spektraltyps B und A, der hellste erreicht eine Helligkeit von 8m9 - vdB 92 inkl. Sternhaufen liegt mit einem Abstand von 3.160 Lichtjahren etwas näher zu uns als die komplexen, weiteren Nebel in CMa R1, einer Untergruppe des CMa-OB1/R1-Komplexes - das Alter des Haufens wird auf 40 Mio. Jahre geschätzt, er ist damit deutlich älter als die meisten Sterne von CMa OB1, deren Alter bei geschätzten 2 Mio. Jahren liegt 


W CMa

Stern

07h08m03s

-11°55'24"

sichtbar ab: FG

max. Helligk.: 6m3

min. Helligk.: 7m1

ein ungewöhnlich heller Kohlenstoffstern mit Eigenschaften ähnlich den hellen Kohlenstoffsternen in der Großen Magellanschen Wolke - er ist Mitglied der Assoziation CMa OB1 im lokalen Orion-Arm der Galaxis - da der veränderliche Stern auch im Minimum recht hell bleibt, kann er stets auch mit kleinsten Öffnungen besucht werden 

FG 10x42 - mondhelle Nacht - durch den Mond ist an Nebelbeobachtung nicht zu denken, die Farbwahrnehmung an Sternen ist jedoch erhöht - im Fernglas springt mich der Stern mandarinenorange an, im Sehfeld von 6,5° konkurrenzlos - vermutlich im Maximum? - schön!

FG 12x42 - der Stern ist doppelt so hell wie sein nordöstlicher 7.7 mag heller Begleiter HD 54439, also etwa 6.7 mag - sehr auffallend im Umfeld, zartgelb-orange

FG 25x125 - beim Heranpirschen von Norden aus an das Gebiet von CMa OB1 fällt zunächst der blutrote Stern RY Mon auf, eine schöne Entdeckung, sauber auf dem galaktischen Äquator liegend - 4,5° weiter südlich ist W CMa aber eine ganz andere Hausnummer, dramatisch mandarinfarben dominiert er die Szenerie - Zirren verhindern wieder einmal die Nebelbeobachtung, doch diese beiden farbenprächtigen Sterne entschädigen dafür

3"-Refraktor - bei 30-fach ein glasklares Orange mit einem kleinen Tick zum Gelben tendierend - bei 60-fach noch prächtiger, nun Blutorange


Hintergrundbild Copyright © Michael Vlasov